Oktober 4, 2017
Wir sind das, womit wir uns Identifizieren. Bei all den Möglichkeiten unterschiedlicher Rollen, die wir im Leben spielen, bildet sich unsere Identität durch das, womit wir uns maskieren. Bedienen wir häufig „Funk&Junk“ des riesigen Unterhaltungsmarktes, identifizieren wir uns mit der Zeit auch mit einer Scheinwelt, die uns suggeriert, dass alles im Leben verfügbar ist, sobald wir es benötigen. Computerspiele, ungute schnelle Mahlzeiten und Fernseh-Soaps zum Zeitvertreib, sind Beispiele, die solche IDENTIKATIONSMUSTER für uns bereithalten. Das damit einhergehende vergängliche, schnelle „Glück“ wird aber kaum Spuren in unserer Seele hinterlassen.
Brahman Ausstellung Berlin
Irgendwann sind wir nämlich gesättigt von all diesen oberflächlichen Angeboten: der Geist ist missmutig, die Seele unruhig, das Herz ungestillt. In diesen Stadien beginnen Menschen, sich auf die Suche nach einem höheren Sinn zu machen, nach etwas, das größer ist, als die Welt zu sein scheint.
Bernd Kolb eröffnete im Juli 2017 wieder die Pforten der Malzfabrik, in den historischen Räumen werden nun 16 Fotografien von Gesichtern in meditativen Momenten höchsten Gewahrseins präsentiert.
Dieser Spur folgend, trat ich auch wieder ein und nahm gleich noch einen Talk-Abend mit dazu, Herr Kolb saß nun dort mit seiner aktuellen Ausstellung „Brahman – Du bist soviel mehr als du denkst, Er-innere Dich! “ viele neue Türen in den tieferen Sinn und der Essenz der Menschheit eröffnen. Tritt ein, und „Er-innere Dich!“.
Kommen wir erst einmal zu dem Begriff – Was heißt Brahman?
Brahman bezeichnet das unwandelbare, unsterbliche Absolute, das Höchste. Der Begriff umfasst die Welten Seele ohne Anfang und Ende. Es ist die höchste Gott Vorstellung, die keine Ursache hat, aber aus welcher alles entstanden ist. Das Geistige genau so wie das Materielle. Es durchdringt alle Dinge und ist stets da, aber kann nicht erkannt werden. Es ist Wahrheit, es ist Weisheit, es ist Wissen.
Und Brahman aus spiritueller Sicht?
Der bekannte Yoga-Weg nach Patanjali oder nach der Hatha Yoga Pradipika, ist bekannt dafür einzig und allein, SAMADHI = die Vereinigung mit dem höchsten Bewusstsein, zu erlangen.
Das ist Brahman. Diese dann eingetretene Ur-Natur lässt den Geist ganz zur Ruhe kommen. Doch dafür benötigen wir auch die Ebene des Körpers. Warum benötigen wir die Körperebene, wenn der Geist doch die Erleuchtung erlebt? Ich lasse Raum zum Denken………………..
Dient der Körper, der *Tempel Deiner Seele*, nur als Mittel zum Zweck?
„Welche Erwartungen hast du?“, fragte Herr B. Kolb zu Anfang seines Abend-Talks in der Malzfabrik am 18.09.2017. Die -Tiefe des Seins- war das Thema. Täglich wirbeln 650000 Gedanken täglich durch den Kopf, ein Dauerbeschuss an Informationen, der zu einer Gedankenfabrik oder einem Gedankenwirbel wird. Herr Kolb hatte an dem Talk-Abend sehr auf das Wort ER-Innern hingewiesen, also erinnern wir uns doch mal an das, was außerhalb dieser materiellen Zone liegt.
Wenn wir über eine Minute auf ein Bild oder in eine Landschaft schauen, dann nimmt unser Verstand diese Sicht und dieses Bild auf. Doch schon nach einer Minute drängelt uns unser Verstand, etwas Neues zu erhaschen, denn dieser hat nun alle Informationen verarbeitet und ist wieder bereit für neuen Input.
Wenn wir allerdings diese Zeit überschreiten, dann passiert etwas und unser Verstand schaltet ab, er wartet bis wir ihm wieder neues abwechslungsreiches Mind-Food servieren. Und das ist der final break auf der Ausstellung, und wohl auch das außergewöhnliche an diesen Portrait Aufnahmen, denn die spürbare Nähe zwischen den Fotografen und seinem Gegenüber, die man nicht wahrnehmen sondern auch selbst erfahren und fühlen kann. Eine Ausstellung mit magischer Kraft, das tief im Innersten berührt.
Von der Yoga Philosophie zu Brahman
Der Geist darf also durchlässiger, weiter, freier, bewusster werden und erkennen – um das EGO zu überwinden. Dazu ist eine stabile innere Ausrichtung auf die wahre Natur sehr essentiell. Was sich anfänglich um Ausrichtung und Aufrichtung drehte, wird mehr und mehr zu Verbundenheit, Dankbarkeit, Weite und wahrer Freude. Manch einer hat dies eventuell bereits in der Yoga Schlussentspannung (Shavasana) erlebt.
Patanjali beschreibt den Geist gern mal als einen Wirbel, den es gilt zur Ruhe zu bringen. Wenn der Geist klar und ruhig ist, spiegelt sich der innere Seher – unser wahrnehmendes Ich in der wahren Natur – dem reinen Bewusstsein wider. Schließlich ist der Geist nicht umsonst hier, er wurde uns allen mit derselben Grundvoraussetzung geschenkt und möchte aktiv, Intellekt entwickeln.
Dieser Wirbel, laut Patanjali, ist eine illusionäre und falsche Identifikation, die den Geist fixiert. Diese Fehl-Identifizierung dreht sich und macht den Geist zum Wirbel. Deshalb haben wir vergessen, dass wir alle reines Bewusstsein sind – das ist unsere wahre Identität.
Das „nicht-wissen“, nennt sich Avidya und drückt diese Anhaftung an all die äußeren Illusionen mit deren Identifikationen von äußeren Objekten und inneren Anteilen aus.
Ich habe auf meiner bisherigen spirituellen Lebensreise, nach unzähligen Praxisstunden, Folgendes verstanden: Das Einfachste im Leben ist das, was am schwierigsten umzusetzen ist. Es ist wie Zen – das „Nichts“. Das hört sich auch schön simpel an, ist jedoch authentisch ausgeübt, einfach nicht einfach.
Fazit zur Brahman Ausstellung in der Malzfabrik
Herr Kolb hat eine gute Idee erschaffen, indem er den Zweck der Fotografie etwas entfremdet hat. Das lange Betrachten bzw. die Kontemplation vor den Bildern, regt den Verstand an, seine Gedanken umher kreisen zu lassen. Solange, bis die IST-Phase des Seins erreicht ist.
Und wir können den Denker beobachten und der Denker beobachtet uns. Es wird ein Raum im Selbst aufgehen. Dieser Raum ist – die eigentliche Erfahrung. Es ist etwas intensives, anderes und auch neues, Kunst und Meditation auf eine kontemplative Art zu Weise zu erleben. Wie durchdrungen wirken die Blicke der Portraits bis in die Tiefen unseres Seins.
Dazu untermalt ein Klang das gesamte Arrangement und es wird zu einem tiefen Eintauchen eingeladen. Das Verweilen in den Bildern und die Linse des Auges, die den Blick auf das Innere schärft – sowas nenne ich eine künstlerische Kollaboration! Hier geht es darum, den Sinn des Seins tiefer zu beleuchten und nicht um mit Werbung noch mehr Geld für unsere Konsumgesellschaft zu erwirtschaften.